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05.04.2018 16:44
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0 ich habe einen lesbischen roman geschrieben über isabella von parma, die ein verhältnis zu ihrer schwägerin marie christine gehabt haben soll, sie war aber mit maria theresias sohn joseph verheiratet und der theresianische hof galt als sittenstreng hier eine leseprobe Prolog Ich bin Isabella, eigentlich nur Isabella. Meinen vollständigen Namen kann sich kein Mensch merken, denn vollständig heiße ich Isabella Maria Luisa Antonietta Ferdinanda Giuseppina Saveria Dominica Giovanna von Bourbon-Parma. Für meine Mama bin ich einfach nur Isabella, oder ihr Himmelsmädchen. So hat sie mich immer genannt, wenn wir alleine waren. Sie war meine liebste Freundin auf dieser Welt, meine allerliebste Freundin. Nicht einmal meine Mama darf wissen, dass ich jetzt mitten in der Nacht auf dem Balkon meines Zimmers auf dem Fußboden sitze und mir die Sterne ansehe. Ein Himmelskind bin ich, sagt Mama immer, aber das ist nicht gut, denn Himmelskinder sind unglücklich und man darf sie nicht einsperren, man darf sie niemals einsperren. Niemals. Und ich werde mein Lebtag eingesperrt bleiben. In meinem Kindheitsschloss in Madrid, in dem Schloss meiner Mama in Versailles, obwohl mich dort alle von Herzen lieb haben, vor allen mein Großvater König Ludwig XV, dessen Lieblingsenkelin ich bin. Hier in Parma und auch in Wien, an dessen Hof ich heiraten soll. In allen Schlössern und Burgen dieser Welt werde ich eine Gefangene sein. Immer. Mein ganzes Leben lang. Gottseidank wird es ein kurzes Leben sein. Gottseidank. Auch hier in Parma und in Wien werden sie keine Rücksicht darauf nehmen, dass ich ein Himmelskind bin und man Himmelskinder nicht einsperren darf. Ich werde von Mauern und Zwängen umgeben sein und meinem zukünftigen Mann eine treue Ehefrau und eine Mutter seiner Kinder sein müssen. Und ich werde unglücklich sein, todunglücklich. So unglücklich wie meine Mama ihr ganzes Leben war mit meinem Papa, den sie nie geliebt hat und wie meine Oma in Frankreich. Mein Großpapa war nämlich nicht gerade tugendhaft und sein Schloss in Versailles ein zutiefst unmoralischer Ort. Was musste meine arme Oma leiden an seiner Seite, dahingewelkt neben Madame Pompadour, der Lieblingsmätresse meines Großvaters. Wahrscheinlich habe ich von meiner Mama und meiner Oma den Hang zur Schwermut geerbt und dass ich mich oft danach sehne zu sterben. Das ist sicher nicht normal für ein junges Mädchen. Gar nicht normal und ich sorge mich deswegen sehr. Den Himmel sehend und die funkelnden Sterne betrachtend, greife ich zu meiner Violine, die die ganze Zeit still neben mir gelegen und mir Gesellschaft geleistet hat und fange leise an zu spielen. Die Musik trägt mich in Gedanken in eine andere Welt. In eine ganz andere Welt. In eine Welt, in der ich einfach Isabella sein darf, nächtens auf dem Balkon Violine spielend, den Himmel ansehend, die Sterne zählend. Eine Isabella, die keinen Mann heiraten muss, den sie kaum kennt und nicht liebt. Eine Isabella, die gar nicht heiraten muss. Eine Isabella, die an der Universität Literatur und Philosophie studieren kann oder Musik oder Malerei, obwohl das utopisch ist, denn wir schreiben nun mal das Jahr 1760 und Frauen dürfen nicht studieren, aber der Träumerin in mir sind solche Grenzen gleichgültig. Ich würde gerne auf ein Leben mit Krone verzichten wie Kristina von Schweden es getan hat. Kristina hat sich geweigert zu heiraten und sich in Rom ganz der Kunst gewidmet, aber diesen Mut habe ich leider nicht. Ich bin keine Kristina von Schweden, ich bin Isabella von Parma und Isabella von Parma hat diesen Mut nicht. Leider. Ich blicke zum Himmel hoch zu meiner Mama und frage mich, ob sie weiß, wie unglücklich ich bin, wie traurig, wie wehmütig. Sie weiß das ganz bestimmt, Mamas wissen sowas immer, auch, wenn sie, von den Blattern dahingerafft, tot sind und im Himmel wohnen. Ob sie weiß, wie sehr es mir vor der Hochzeit graut? Wie sehr es mich ekelt und schüttelt, auch nur daran zu denken, mit einem Mann ins Bett zu gehen. Mit ihm den Akt zu vollziehen, diesen fürchterlichen, grauenvollen Akt. Ich weiß, dass meine Mama sich immer davor gefürchtet hat, wenn Papa wieder zu ihr ins Bett wollte, wenn er seine ehelichen Pflichten eingefordert hat. „Ich erstarre jedes Mal zu Eis, wenn ich in seinen Armen liege“. Ganz leise hat sie das zu ihrer Hofdame gesagt, nicht für Kinderohren bestimmt und ganz gewiss nicht für Kinderohren, die hinter einer Tür versteckt waren. Ich wusste damals nicht, was sie mit diesen Worten gemeint hat. Jetzt weiß ich es und ich habe Angst. Ich höre auf zu spielen und lege die Violine neben mich auf den Boden. Meine Augen sind voller Tränen und brennen ganz fürchterlich. Ich schaue hoch zu den Sternen zu meiner Mama. Ob sie weiß, dass ich mich noch nie nach einem Mann gesehnt habe, noch nie und es auch nie tun werde. Niemals. Ich wische mir mit beiden Händen die Tränen aus den Augen, so heftig, dass sie noch mehr brennen und noch mehr schmerzen. Und ich heiße den Schmerz willkommen. Denn ich Isabella von Parma, Isabella, einfach nur Isabella, liebe Frauen. Ich liebe Frauen. Habe sie schon immer geliebt. Das wird sich auch nicht ändern, wenn ich mit einem Mann verheiratet bin, ganz sicher nicht. Ganz sicher nicht. Ich wische mir die Tränen aus den Augen und lächele grimmig. Wenn es einen Grund gibt, Wien nicht ganz fürchterlich zu finden, dann ist es ganz gewiss nicht Joseph, mein zukünftiger Ehemann, sondern Marie Christine, seine Schwester. Ich drücke ihren Brief, der neben meiner Violine gelegen hat, eng an meine Brust, nicht verhindernd, dass meine Tränen den Brief durchweichen. Ich sehe auf ihr Miniaturportrait, dass sie einem ihrer Briefe beigefügt hat. Sie ist so schön, diese Marie Christine, so unendlich schön und ich bin dabei, mich in sie zu verlieben. In sie und nicht in ihren Bruder. Ich kann nicht anders, ich kann nicht anders. Ich liebe Joseph nicht, ich werde ihn nie lieben. Ich kann ihn gar nicht lieben. Denn ich liebe Marie Christine, seine Schwester. Ich liebe sie und das macht mir Angst. Große Angst. Denn es ist eine Sünde eine große Sünde eine Todsünde. Kapitel 2 Marie Christine weint und ich habe meine Arme eng um sie geschlossen. Ganz eng. Ihre Hoffnung, Josephs Hoffnung, meine Hoffnung, unser aller Hoffnung – alles vergebens. Carl ist tot, dahingerafft von den Blattern. Ich denk an die Blattern und den armen Carl und fahre Marie durch die Haare, drück sie tröstend an mich. Tröstend und ganz eng. So eng, dass ich kaum noch zu atmen vermag. „Diese blöden verdammten Blattern“, flüstere ich, alle höfische Etikette vergessend gegen ihre Halsbeuge, ihr betörendes Parfum einsaugend „diese blöden Blattern, Mimi“. Ich gebrauche ihren Kosenamen und halte sie ganz fest. Ich halte sie ganz fest und küsse sie sanft auf die Wange, küsse sie und spüre ihre Brüste an meinen, ihr pochendes Herz, mein pochendes Herz. Ich vergesse alle Gedanken an Sünde. Mein Herz setzt aus und ich fühle nur noch, empfinde nur noch. Ich presse sie ganz fest an mich, meine Lippen an ihren Wangen und küsse sie zärtlich und sachte auf den Mund. Ich küsse sie auf den Mund, spüre die zarte Berührung ihrer Zunge an meiner und stöhne ganz leise auf. Ich bin ziemlich erregt und spüre, dass auch Mimi ziemlich erregt ist trotz ihrer Trauer. Sie ist erregt und dennoch löst sie sich abrupt aus meinen Armen. Ihr Atem geht stoßweise wie meiner auch. „Isa, das dürfen wir nicht. Albert, heiraten, Kinder, Familie“, stammelt sie zusammenhangslos, fast panisch, packt ihre Röcke, eilt zur Tür und lässt mich mitten im Raum stehen. Mitten im Raum. Immer noch erregt und voller Scham. Voller Scham Sünde Todsünde Das darf sich nicht wiederholen. Aber es wird sich wiederholen. Denn ich kann nicht anders. Ich atme die warme Frühlingsluft ein, seit Carls Tod sind mehrere Wochen vergangen. Ich stehe im Schlossgarten und sehe mir die Voliere an. Mimi liebt diesen Platz im Schloss und auch ich finde ihn wunderschön. Sie wurde erst vor wenigen Jahren errichtet, besteht aus einem hohen, runden Drahtgitter und hat oben ein kupfernes, kuppelartiges Dach, das von einem Knauf bekrönt wird. Dem luftigen Rundbau wurden vier gemauerte Nischen angefügt, um den Vögeln Schlafplätze zu bieten. Man kann hier allerliebst flanieren, den Vögeln zusehen und die Gedanken schweifen lassen oder sich sortieren. Ich denke an Mimi. Mein Kuss, unser Kuss. Zwei Tage kein Wort, keine Briefe, kein Billet, nicht einmal ein hingeworfener Zettel. Die unglücklichsten Tage, die man sich vorstellen kann. Was war ich froh, als sie endlich wieder das Wort an mich richtete, mir nach der Beisetzung ihres Bruders dankte für den Trost in den dunklen Stunden nach Carls Tod, für meine schwesterliche Zuneigung zu ihr. Für sie war der Kuss also schwesterlich gewesen, freundschaftlich und ich hatte nicht den Mut gehabt, mit ihr über meine wahren Gefühle zu ihr zu sprechen. Ihr gar meine Liebe zu gestehen. Viel zu froh war ich gewesen, dass ich sie als Freundin zurück gehabt hatte. Als Schwester. Ich atme die Frühlingsluft ein und denke daran, dass ich schon bald mit Joseph auf eine Wallfahrt aufbreche. Aufbrechen muss. Ob ich will oder nicht. Eine Wallfahrt, die uns nach Mariazell führen wird. So eine Wallfahrt haben seine Eltern auch gemacht, bevor sie all die Kinder bekommen haben und ich bin nun schon sieben Monate mit Joseph verheiratet und immer noch nicht schwanger. Eine sehr lange Zeit, für die kaiserliche Familie eine zu lange Zeit „Liebste!“ Eine Stimme reist mich aus den Gedanken. Joseph. Mein Mann. „Da sind Sie also. Ein schöner Platz hier bei der Voliere. Sie sollten ihn erst einmal im Sommer sehen, Schönbrunn im Sommer ist einfach himmlisch, all meine Geschwister und auch ich lieben diesen Platz.“ Er legt seine Hand auf meinen Unterarm und lächelt mich breit an. „Ein Platz voller Leben“, sagt er leise, die Vogelstimmen hörend „ich mag den Frühling, da kommt alles Leben zurück und man hat das Gefühl…“. Er bricht ab und ich weiß, dass er an Carl denkt. „Carl geht es im Himmel gut, ganz bestimmt, es geht ihm gut, so wie meiner Mama“, murmele ich leise an seine Halsbeuge und lass mich von ihm umarmen. „Nächste Woche fahren wir nach Mariazell, Teuerste“, sagt Joseph und drückt mich an sich „wie meine Eltern damals, wir wollen für unsere Ehe bitten und für Kinder. Für ganz besonders viele Kinder.“ Ich nicke lächelnd und denke schaudernd an seine kümmerlichen Versuche, mit mir das Bett zu teilen. Er meint es nur gut und er tut sein bestes, aber er weiß nicht, wie man eine Frau glücklich macht und er fragt auch nicht, was mich glücklich macht. Wir können uns auch nicht sagen, was uns glücklich machen würde. Alle beide nicht. Und er könnte mich auch gar nicht glücklich machen, weil ich den Frauen zugeneigt bin. Und weil ich seine Schwester liebe. Mimi. Aber das kann ich ihm erst recht nicht sagen und selbst, wenn er es ahnen würde, er würde es nie wahrhaben oder es gar zur Sprache bringen. Dazu ist er viel zu steif und zu zugeknöpft. Zudem ist die Zeit nicht reif für eine Liebe wie ich sie liebe. Männer dürfen Männer nicht lieben und Frauen Frauen nicht. „Schauen Sie nur, Teuerste, so eine große Forelle!“ Voller Stolz präsentiert mir Joseph eine riesige Forelle, die er mit der Gesellschaft gefischt hat und ich greife lächelnd nach seiner Hand. Diese Reise hat auch gutes. Die leckere Jause bei den Karmeliterinnen in St. Pölten. Die Fahrt mit der Kutsche, die Hügel, die Berge, die Seen und die Flüsse, die frische Luft, die Sonne. Ich lerne mein neues Land kennen und ich muss sagen, es gefällt mir. Das Wetter ist so schön und die Landschaft wirklich zauberhaft. Ich genieß all das, eng an Joseph geschmiegt in unserem Wagen und wünsche mir trotzdem, Mimi würde an seiner Stelle in der Kutsche sitzen. Ich könnte all das noch mehr genießen, noch glücklicher sein. Überaus glücklich. Ich vermisse Mimi so unendlich, ihre Briefe, ihr Lachen, ihre Stimme, ihren Duft, ihre Haut, ihren Körper. Ich vermiss sie und sehen mich nach ihr Ich stehe an der Voliere, die warme frühsommerliche Luft einatmend. Die Morgenluft, die schon so warm ist. Herrlich warm, nach Sommer duftend. Gestern sind wir heimgekehrt von unserer Wallfahrt, unserer Reise, und haben uns nach einem Mittagessen mit Maria Theresia und Franz Stephan schnell in unser Appartement zurückgezogen, weil Joseph das so wollte. Ich habe mich die ganze Nacht natürlich in Gedanken sehr nach Mimi verzehrt, musste aber wieder einmal das Bett mit Joseph teilen. Es war wie immer. Kein bisschen anders. Kein bisschen besser. Es kann auch nicht anders sein, denn ich liebe ja Mimi. Immer noch, wie am ersten Tag. „Isa ist wieder da, Maxl, die Isa ist wieder da“. Kinderjubel. Ein zartes Stimmchen und ich gehe lächelnd in die Knie. Maria Antonia, die kleine Toni, und ihr jüngerer Bruder, Maximilian Franz, der Maxl, die beiden Jüngsten der kaiserlichen Kinderschar. Toni hat ihre Perücke nicht auf und ihre krausen, blonden Locken stehen in alle Himmelsrichtungen ab. Sie streckt mir ihre Ärmchen entgegen und ich heb sie hoch, obwohl sie schon fast zu groß und zu schwer ist zum hochheben, ihren immer noch süßen Kinderduft einatmend. „Wo ist deine Perücke, Toni“, sag ich leise, sie fest an mich pressend und versuchend, streng zu klingend. „Wenn deine Maman oder der Joseph dich so sehen.“ Toni zieht die Nase kraus und grinst schelmisch und für einen Augenblick vergess ich die Welt um mich herum und stell ich mir vor, ich würde mit der Mimi auf einer einsamen Berghütte wohnen. Mit der Mimi, mit der kleinen Toni und dem Maxl, die ich beide von Herzen lieb habe, vor allem die kleine, fröhliche, unkonventionelle, zur allerlei Schabernack aufgelegte Toni ist mir ans Herz gewachsen. Ich hätte gerne ihr fröhliches Naturell und ihre Art, das Leben leicht zu nehmen. Aber ich bin leider keine fünf Jahre mehr alt und muss mich all den Zwängen dieser Welt unterwerfen, ob ich will oder nicht. Wie viel glücklicher würde all unser Leben verlaufen auf dieser Berghütte. Ich seufze tief und schließe genießerisch die Augen. Wie viel glücklicher. „Sieh nur, Mimi, die Isa ist da, die Isa“, ruft Toni plötzlich eng an meine Schulter gekuschelt ganz laut und ich drehe mich mit klopfendem Herzen um. Und wahrlich sie steht da, so schön wie eh und je. Mein Herz setzt für einen Moment aus und ich bekomme ganz furchtbar weiche Knie. Mein Magen ist flau und ich spüre, wie mein Herz heftig zu klopfen anfängt. „Ich hab dich vermisst, Isa“, flüstert sie in mein Ohr, leise, kaum hörbar, nur für mich bestimmt und ich bekomme ganz feuchte Hände vor Aufregung. An Toni gewandt, sagt sie etwas strenger als ich vorhin „sofort runter mit dir, Maria Antonia, du darfst doch gar nicht alleine hier draußen sein, noch dazu ohne deine Perücke. Wenn das die Maman erfährt, gibt es gewiss ordentlich Schelte. Geh schnell ins Haus zu deiner Aja und du auch, Maxl. Ab mit euch. Sofort!“ „Was ist, wenn ich nicht will“, fragt Toni trotzig. Nur sehr widerwillig gleitet sie von meinem Arm runter. „Dann sag ich der Maman, dass du ohne deine Perücke deiner Aja davon läufst und dann gibt es tagelang keinen Kuchen und auch keine heiße Schokolade, dann hast du deine Schelte“, sagt Mimi, die sich aber auch ein Lachen kaum verkneifen kann. Toni schiebt schmollend ihre Unterlippe nach vorne. Kuchen isst sie für ihr Leben gern und heiße Schokolade ebenso. Etwas bockig packt sie den schüchternen Maxl an der Hand. „Und ich sage der Maman, dass die Isa dich viel mehr lieb hat als den Joseph“, meint sie schnippisch und ich spüre wie Mimi die Luft anhält. Auch ich halte die Luft an. Maria Theresia, die Kaisern, ist mir sehr zugetan, liebt ich fast mehr als ihre eigenen Töchter und hält mich zudem für überaus tugendhaft. Was sie von mir halten würde, von mir denken würde, wenn sie wüsste, wie ich wirklich bin. Wie ich wirklich bin. Sie würde mich abstoßend finden, sündenhaft und widerwärtig. Sie würde mich postwendend von ihrem Hofe verbannen und nach Parma zu meinem Vater zurücksenden. In Schimpf und Schande. Ich könnte sie verstehen, wirklich verstehen, aus ganzem Herzen verstehen. Aber ich kann nicht anders, ich kann nicht anders. Ich liebe Mimi und ich fühle, dass ich wiedergeliebt werde von ihr. Und dieses Gefühl lässt mein Herz höher schlagen vor lauter Freude. „Ab mit euch“, schnaubt sie halb belustigt halb erbost und schiebt mir einen Zettel in die Hand. „Bei mir um vierzehn Uhr, du kennst den Geheimgang“, flüstert sie und ihr Atem streift meine Wange. Mir wird ganz heiß und meine Wangen glühen vor Aufregung. Ich hoffe inständig, dass Toni und Maxl das nicht sehen. Mimi und ich stehen in ihrem Gemach, das erste Mal alleine, nur wir beide. Es ist von ziemlich vielen Kerzen erhellt, überall liegen wunderschöne Samtkissen und es ist wunderbar romantisch. So habe ich mir das immer ausgemalt. Ich stehe da und sehe Mimi an. Wir sehen uns beide an. Voller Liebe sehen wir uns an. Voller Liebe. „Ich hab dich so vermisst, Isa“, sagt Mimi leise und greift meine Hand, das vertrauliche, nur uns beiden gehörende Du, verwendend. Mit Joseph bin ich immer noch per Sie und werde es auch bleiben. Mein Leben lang. Ich werde ihn auch nie Joseph nennen, immer nur Erzherzog. Ich bin sehr distanziert zu ihm, aber er merkt es nicht einmal, denkt, ich würde ihn lieben, so wie er mich. Er sieht mein wahres Ich nicht und das ist gut so, sehr gut. Perfekt. „Ich war so eifersüchtig auf Joseph.“ Ihre Stimme klingt brüchig, sie ringt unsicher und nervös um Worte. Sie liebt mich, dessen bin ich mir nun sicher und mein Herz zerbricht in tausend Kristalle. Mein Magen rebelliert wieder und mir ist ganz flau. Meine Beine zittern ein wenig und fühlen sich weich an. Weich und unstet. „Ich hab dich auch vermisst, Mimi“, erwidere ich leise und halte ihre Hand ganz fest, mich daran erinnernd, dass ich ihr noch etwas sagen will. „Können wir Toni trauen?“, frage ich an Tonis Schmollen denkend. Mimi lacht hell auf und ihr Lachen erinnert mich sehr an Toni. „Mit Sicherheit. Die liebe, kleine Toni ist ein Wirrkopf und ein bisschen dumm und ziemlich unbedarft, aber sie würde nie boshaft sein oder gar Intrigen spinnen. Sie liebt uns beide und“, Mimi grinst schelmisch „sie würde nie freiwillig auf ihren geliebten Kuchen oder eine heiße Schokolade verzichten. Nie. Und jetzt komm, Isa, es gibt wichtigeres als Tonis Launen.“ Sie zieht mich ganz eng an sich, küsst mich gierig und flüstert mir heiser ins Ohr „zieh dich aus.“ Es ist nicht leicht aus der Kleidung rauszukommen, denke ich, vor allem sie wieder an zu ziehen ganz alleine ohne Hofdame, macht mir Sorgen, aber ich bin zu erregt, um diesen Gedanken weiter zu verfolgen und irgendwie schaffen Mimi und ich uns gegenseitig auszuziehen, dabei das eine oder andere Stöhnen und Kichern austauschend. Wir liegen auf Mimis Bett und sind ganz nackt. Sie ist so wunderschön. Ich küsse sie so vorsichtig, als wäre sie aus zerbrechlichen, kostbaren Glas. Sie fühlt sich so anders an als Joseph, weich und süß. Wunderbar süß. Einfach wunderbar. Es ist ein Begehren in mir, das ich stets geleugnet habe. Ein Begehren, dass ich mit jeder Faser meines Körpers fühle. Ich drücke mich gegen Mimi und küsse sie abermals, jetzt heftiger und fordernder, bis ich die zarte Berührung einer Zunge an der meinen spüre. Ich stöhne leise in den Kuss hinein und auch Mimi stöhnt. Wir wollen es beide, wir wollen es so sehr. Ich spüre nichts mehr außer Mimis Händen, die meine Brüste streicheln, sanft meine Brustwarzen umkreisen und Mimis Lippen an meiner Halsbeuge. Ich höre Mimi atmen, schnell und heftig, stoßweise. Mein Körper steht in Flammen. Mir ist unendlich heiß, ich bin unendlich erregt. Das erste Mal in meinem Leben spüre ich, dass ich lebendig bin, lebendig und glücklich. Das erste Mal in meinen Leben spüre ich meinen Körper. Den Körper einer Frau. Ich fühle mich das erste Mal in meinem Leben in meinem Körper wohl. Ich bin eine Frau und ich genieße es, eine Frau zu sein. Ich gebe mich ganz meinen Empfindungen hin. Ich spüre Mimis Brüste, die über meine gleiten, spüre wie ihr Unterleib über meinem kreist. Ich spüre Mimis Zunge, die meine Brustwarzen umspielt, zärtlich an ihnen knabbert und saugt. Sie bringt mich immer wieder zum Stöhnen. Meine Brustwarzen sind ganz steif und ich spüre, dass ich zwischen den Beinen ganz feucht bin, viel feuchter als bei Joseph und ziemlich erregt. Ich empfinde zum ersten Mal in meinem Leben Begehren und körperliche Lust. Meine eigenen Hände streicheln Mimis Rücken entlang, gleiten immer tiefer bis hin zu dem geheimnisvollen Spalt zwischen Mimis Schenkeln, so dass auch diese stöhnt, als ich mit den Fingern in sie gleite. Auch sie ist ziemlich feucht zwischen den Beinen. Ich löse vorsichtig meine Hände aus dem geheimnisvollen Spalt und genieß es, als ich Mimis Zunge an meinem Spalt spüre. Mimis Zunge, die in mich eindringt, Mimis Zunge, die in mich gleitet. Ich stöhne auf und winde mich vor Erregung keuchend unter Mimis Körper hin und her. Meine Welt wird ganz klein, reduziert auf die Empfindungen, die Mimis Lippen auf unaussprechliche Weise in mir auslösen. Ich bin jetzt komplett feucht und verzehre mich nach meiner Geliebten mit einer Intensität, die ich noch nie bei mir erlebt habe. Mimi verstärkt das sanfte Saugen und ich stöhne abermals laut, bäume mich auf, kralle mich an Mimis Bett fest und gebe mich einem nie abebbenden Höhepunkt hin. Sünde Todsünde Kann Liebe Sünde sein? Ich liebe Mimi. Ich liebe sie von ganzem Herzen. Ich kann nicht anders. Ich liebe sie, werde sie immer lieben Immer Kapitel 4 Es ist früher Morgen. Ich liege im Bett und weine, seit Tagen schon. Meine Kleine wurde gleich zur Amme gebracht und im Rittersaal getauft. Wie es mir geht, fragt niemand. Ich bin so unglücklich und ich will niemanden sehen, nicht einmal Mimi. Ihr Billet liegt auf meinem Schoss. Ein paar Zeilen, die mich aufmuntern sollen. Aber wie soll ich fröhlich sein, wenn ich weiß, dass ich von neuem mit Joseph schlafen muss, um den Thronfolger zu empfangen, immer wieder, sobald ich nicht mehr blute und mich erholt habe von den Strapazen der Geburt. Tagein tagaus. Es ist ein Graus nur daran zu denken und mich schaudert es. Mich schaudert es und ich habe Angst. Unendliche Angst. Ich tue mir unendlich leid, aber ich schäme mich gleichzeitig aber auch, denn Joseph ist kein schlechter Mensch. Er ist lieb und zärtlich zu mir, immer freundlich und gütig. Ich kann mich wunderbar über alle möglichen gesellschaftlichen und politischen Themen mit ihm unterhalten. Ich kann mit ihm herrlich Musik machen. Er liebt mich und er kann wirklich nichts dafür, dass ich mit ihm keine Lust empfinde und ihn nicht liebe. Er kann nichts dafür, dass ich Frauen bevorzuge und Mimi begehre mit jeder Faser meines Körpers und meiner Seele. Ich liebe Mimi und ich darf das nicht, denn es ist Sünde, solche Empfindungen zu haben, eine Todsünde. Mimi und ich haben eine Todsünde begangen und dafür wurde ich mit einem Mädchen bestraft. Ich alleine bin schuld, dass es nur ein Mädchen geworden ist mit meiner sündhaften Lust. Ich bin schuld. Ich allein. Niemand anderes. Ein Klopfen an der Tür, ein Ruf meines Namens. Mimi, die eintritt. „Mimi“, ich flüstere ihren Namen fast und sie setzt sich an mein Bett, lächelt mich zärtlich an. Unglaublich zärtlich und liebevoll. „Du hast mein Billet nicht beantwortet und das davor auch nicht“, sagt sie vorwurfsvoll aber immer noch lächelnd und voller Liebe. „Lass mich“, sag ich leise. „Wieso“, fragt sie. „Weil es eine Sünde ist, dich zu begehren und mit Joseph das Bett zu teilen. So zu tun, als würde es mir Freude machen mit ihm und er liebt mich doch so sehr, er verdient das nicht, was ich tue. Ich bin ein schlechter Mensch, eine schlechte Ehefrau und keine gute Katholikin. Keine gute Katholikin, gar keine gute Katholikin. Ich darf das nicht mehr tun, wir dürfen das nicht mehr tun, Mimi. Wir müssen damit aufhören, sofort! Verstehst du, es ist eine Sünde. Eine Todsünde. Wir versündigen gegen Gott. Ich muss ihn lieben, ich muss…“, sage ich heftig, mich im Bett aufrichtend und gucke Mimi traurig an. „Du musst gar nichts“, erwidert Mimi ebenso heftig und zieht mich plötzlich an sich, küsst mich fast ein wenig grob und ich spüre eine Welle der Flut. Ich will das nicht, aber ich kann nicht anders. Ich begehre Mimi und ich kann ihr nicht widerstehen. Mein Körper kann es nicht, mein Geist und mein Herz und meine Seele eben so wenig. Ich stöhne auf und schiebe ihre Hand zwischen meine Beine unter mein Nachtgewand, froh, dass sie im Morgenrock zu mir gekommen ist. Schnell schlüpfe ich aus meinem Nachtgewand und schiebe mein Beinkleid nach unten. Ich öffne ihren Morgenrock und sehe ihre Brüste. Die Brustwarzen zeichnen sich unter ihrem Nachtgewand ab. Ich spüre, wie mich das erregt. Sie ist so wunderschön und ich begehr sie so unendlich. So unendlich. Ich vergesse alle Gedanken an die Sünde, an Gott und an meinen Mann. Vor allem mein Mann ist mir vollkommen gleichgültig. Ich liebe ihn nicht und ich werde ihn nie lieben. Mein ganzes Leben lang werde ich ihn nicht lieben. „Zieh dich aus, Mimi, schlaf mit mir“, flüstere ich heiser, alle Hemmungen und Bedenken vergessend. Sie gibt mir lächelnd einen Kuss. Diesmal ganz zart. Geschwind entledigt sie sich ihres Nachtgewandes und ihres Beinkleides und lässt beides achtlos neben mein Bett fallen und schlüpft vollkommen nackt zu mir unter die Bettdecke. Ich lass meine Lippen über ihre Halsbeuge gleiten und liebkose ihre steifen Brustwarzen mit meiner Zunge. Lass meine Hände über ihren Körper gleiten, meine Finger in ihre Scham, bis sie laut aufstöhnt, mit ihren Brüsten über den meinen kreist und sich in meinen Haaren festkrallt, mir mit ihrem nackten Unterleib die höchste Wonne schenkend. Auch ich bin ziemlich erregt. Ich bin so feucht wie noch nie in meinem Leben und fange an haltlos zu stöhnen, den nahenden Höhepunkt spürend. Meine Erregung steigert sich noch, als sie ihr Liebesspiel plötzlich unterbricht, mich heftig küsst und sich so hindreht, dass ich mit meinem Kopf zwischen ihre Beine gleiten kann. Sie umschlingt mich mit ihren Hüften und stützt sich nach hinten ab. Ich lass meine Zunge gierig in ihre Scham gleiten, die herrlich feucht ist. Haltlos stöhnend geben wir uns beide dem Höhepunkt hin, der fast gleichzeitig wie eine Welle über uns hereinbricht. Erschöpft und überglücklich sinken wir uns in die Arme und bleiben eng umschlungen liegen, unsere Nähe spürend und genießend. Es ist früher Morgen, ich bin gerade erwacht. Das erste Mal seit langem habe ich richtig gut geschlafen und fühle mich morgens frisch, erholt und ausgeruht. Ich setze mich im Morgenrock an meinen Schreibtisch, schaue aus dem Fenster, denke an Mimi und an das Gestern, greife zur Feder, tauche sie in Tinte und fange an ihr zu schreiben. Wie von alleine, ohne groß nachzudenken und innezuhalten, fließen meine Gedanken, meine Gefühle, meine Worte über das Papier. Nach einer Weile lege ich die Feder zur Seite und lese, was ich geschrieben habe. „Guten Morgen liebe Schwester“, lese ich und seufze leise auf „da ich kaum die Augen offen habe, so kann ich nicht gut auf Ihre Fragen antworten. Ich werde Ihnen aber doch sagen, dass es mir gut geht, dass ich gut geschlafen habe und Sie rasend liebe und, dass ich hoffe, Sie gut zu küssen und dass ich entzückt sein werde, Sie zu sehen, Sie zu küssen und von Ihnen geküsst zur werden. Der Kaiser wird auf die Jagd gehen und ich weiß nicht, ob er geht. Der Erzherzog wird auch gehen, Sie werden bei mir speisen, in diesem Fall wird an diesem Abend kein Cercle und kein Spiel sein. Ich kann vermelden, dass ich voller Ungeduld bin, an Ihrem Busen zu liegen und zu sterben…. Adieu ich küsse Sie und bete Sie an bis zu einem Grade, den ich nicht sagen und der mich zu Ihren Füßen erheben lässt.“ Ich halte inne, lächle glücklich und streich sanft über den Brief. Ich höre mich schwärmend an, ein wenig wirr im Kopf, romantisch und richtig verliebt. Und ich bin unendlich froh, dass Joseph mit seinem Vater zur Jagd gehen wird und ich den Abend in meinem Gemach mit Mimi verbringen darf. Schon allein der Gedanke daran und die Vorfreude auf heute Abend, erregt mich und ich spüre, dass ich zwischen den Schenkeln feucht werde. Ich lass meine Hand unter meinen Unterrock zwischen meine nassen Beine gleiten und denke an Mimi, leise aufstöhnend und die Erregung willkommen heißend. Ich bin rasend vor Liebe. Brennend Heissblütig Errregt Joseph ahnt etwas. Er sieht Mimi immer komisch an und runzelt die Stirn, wenn ich Mimis Namen in den Mund nehme. Vielleicht weiß er, dass sie gestern Abend wieder einmal in meinem Gemach war und mit mir geschlafen hat. Dass ich verrückt nach ihr bin und mich allein der Gedanke an sie so sehr erregt, dass ich mir in aller Herrgottsfrühe an meinem Schreibpult selbst Erleichterung verschaffe. Vielleicht hat er sogar Wind von den Briefen bekommen. Vielleicht sind Briefe abgefangen worden und in die falschen Hände geraten. Ich traue vor allem Mimis ältester Schwester Marianna nicht. Ich finde sie sehr unsympathisch und mag sie nicht leiden. Sie mag mich glaube ich auch nicht sonderlich. Als einziges Familienmitglied der Habsburger steht sie ablehnend und fast feindselig gegenüber. Zudem ist sie sehr klug und ziemlich intrigant, das habe ich schon im vergangenen Sommer, als sie mit uns zur Jagd nach Holitsch fuhr, deutlich gespürt. Ich habe Angst vor ihr. Sie ist mir nämlich auch deswegen feindlich gesonnen, da ich im Rang vor ihr stehe und sie meinetwegen nicht mehr als älteste der Erzherzoginnen die führende Position am Kaiserhof inne hat. Ich bin nun an ihrer Stelle die Kronprinzessin und sie wird nie heiraten so verwachsen, krumm und buckelig wie sie ist. Deswegen ist sie auch so furchtbar neidisch auf mich. Ich bin nämlich nicht nur intelligent, sondern auch schön und einflussreich und der erklärte Liebling der Kaiserin und des Kaisers. Joseph ist galant und liebenswert wie eh und je und ich habe Gewissensbisse wegen meinem sündhaften Naturell. Ich muss mich ihm hingeben alleine wegen meiner Verpflichtung, ihm Nachkommen zu zeugen. Ich darf mich ihm nicht verweigern, das wäre zu auffällig, gerade, wenn er wirklich etwas ahnt, was ich sehr stark annehme. Die letzten Tage hatte er eine wirklich üble, höchst ansteckende Halsentzündung und musste daher meine Nähe meiden. Jetzt aber ist er wieder gesund und kann das Bett wieder mit mir teilen und es ist meine Pflicht, ihm dies zu gewähren. Es ist meine Pflicht und ich darf mich dieser nicht widersetzen. Das wäre zu auffällig. Ich muss an Mimi schreiben, dass ich sie erst einmal nicht mehr sehen kann. Es tut so weh, aber es muss sein. Und ich muss sie bei Gelegenheit warnen, dass sie meine Briefe nicht Marianna zeigt. Sie mag ihre Schwester auch nicht sonderlich und hat mich schon vor ihr gewarnt. Das hätte es allerdings nicht bedurft. Vom ersten Augenblick an habe ich gespürt, dass Marianna die größte Intrigantin an diesem Kaiserhof ist und dass man vor ihr auf der Hut ein muss. Ich bin nämlich eine sehr gute Menschenkennerin, viel besser als meine liebe Mimi, die ein wenig naiv ist und oft das beste von den Menschen annimmt, die ihr übel gesonnen sind und sie ausnutzen oder schlecht behandeln, gerade in der kaiserlichen Familie ist das ihr gegenüber oft der Fall. Nichtdestotrotz greife ich wieder einmal zur Feder und tauche sie in das Tintenfass, diesmal die Tränen wegblinzelnd, die sich in meinen Augen gesammelt haben. „Der Erzherzog ist wieder gesund“, schreibe ich mit Tränen in den Augen „und du kannst dir vorstellen, wie froh ich bin. Das wäre wahrhaftig kein Spaß gewesen, wenn es noch länger gedauert hätte. Adieu, so stark als ich dich liebe, habe ich doch empfunden, dass der Erzherzog vorgeht.“ Alles Lüge, denke ich todtraurig, ich lege die Feder zur Seite, fange ab haltlos zu weinen und die Tränen verwischen meine Worte. Diesmal hilft auch kein Reiben der Augen, denn dieser Schmerz brennt sich so heftig in meine Seele, dass ich spüre, wie meine Seele krank wird und Schaden nimmt. Dauerhaften Schaden. Ich bin schon wieder schwanger und habe furchtbare Angst. Seit ein paar Tagen weiß ich es und würde am liebsten mit Mimi darüber reden. Die ist aber verständlicherweise seit meinem Brief schmollend und spricht nicht mehr mit mir. Ich habe Angst, dass diese Schwangerschaft gar nicht gut ausgeht, da Joseph mich nicht schont und jede Nacht zu mir ins Bett steigt, selbst seit er weiß, dass ich schwanger bin. Je mehr ich mich von ihm zurückziehe, desto leidenschaftlicher begehrt er mich und will dauernd mit mir schlafen. Ich vermisse meine Mimi unendlich und sehne mich heftig nach ihr. Die kleine Maria Theresia ist nicht mal ein halbes Jahr alt und van Swieten meinte eigentlich, ich sollte nicht so schnell wieder schwanger werden, da ich mit meiner Kleinen so viel gebrochen habe und speziell auch die Geburt sehr langwierig und kompliziert gewesen war. Die kaiserliche Familie will aber möglichst bald einen männlichen Thronfolger haben, so dass Joseph mir keine Pause gönnt und mit mir das Bett in einem fort teilt, obwohl es mir dabei nicht wohl ergeht und ich Schmerzen habe. Ich bin aber auch selbst schuld, denn ich sage ihm nichts. Kann ihm nichts sagen und er fragt mich nicht. Kann mich nicht fragen, will mich nicht fragen. Ich habe Angst, dass ich wieder blute und das Kind verliere, denn mein Bauch wird in einem fort hart und meine Lenden schmerzen stark, was sicher nicht normal ist zu Beginn einer Schwangerschaft. Maria Theresia hatte diese Probleme in all ihren Schwangerschaften nie, ihr war fast immer wohl und sie hat sechzehn mal empfangen und ist jedes mal zur rechten Zeit niedergekommen. Und ich? Mich schaudert, wenn ich an diese Schwangerschaft denke. Sie wird gewiss nicht gut ausgehen, das fühle ich ganz stark und sorge mich von morgens bis abends. Ach, was wünschte ich, mit Mimi darüber zu reden oder ihr einen Brief zu schreiben. Aber sie redet im Moment nicht mit mir und beantwortet auch keinen meiner Briefe. Ich vermisse sie und weine viel. Ich bin furchtbar traurig und blicke weinend zur Voliere hin. Die armen Tiere sind eingesperrt wie ich und tun mir in meiner melancholischen Stimmung gerade schrecklich leid. Wie konnte ich die Voliere jeweils einen schönen Ort finden und mich hier für meine romantischen Stelldicheins immerzu mit Mimi verabreden. Oh, Mimi, ich wünschte, ich hätte dich wieder an meiner Seite. Ich liebe dich. Es tut mir so leid mit dem Brief. Ich wollte das nicht. Die Sache mit dem Erzherzog hat mich dazu gezwungen. Du musst mich verstehen und darfst mir nicht mehr böse sein. Du musst wieder meine Geliebte sein. Aber das darf ich nicht denken und erst recht nicht wollen. Ich weine immer mehr und halte die Arme vor meinen Bauch. Ich werde das Kind gewiss verlieren. Ich werde all meine zukünftigen Kinder verlieren. Ich werde sterben. Und das ist die gerechte Strafe. Für die Sünde. Für die Todsünde.
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