von Eiraith
Sie war gut im flirten.
Nein, nicht das laute, auffällige Flirten.
Aber das kleinere, unscheinbarere, bei dem eigentlich jeder, der die Ehre eines Flirts zuteil wurde, das Herz warm wurde.
Kleinigkeiten wurden einbezogen, kleine, liebe Gesten in etwas Größeres verwandelt, alles konnte plötzlich zu ungeahnter Größe heranwachsen.
Mit dieser Gabe verzauberte sie die Frauen - und ließ sie doch gleichzeitig kaum an sich heran.
Vielleicht zeigte sie durch ihre Art zu flirten eine ganze Menge von sich, aber längst nicht genug, vielleicht nur die obersten Schichten.
Wer versuchte, sie näher kennenzulernen, lief gegen eine Wand.
Kaum eine schaffte es, auch nur die obersten Steine dieser Wand zu erreichen, geschweige denn abzutragen.
Und falls es doch mal eine schaffte..
Mit jedem Stein, der von dieser Wand weggenommen wurde, baute sie eine neue Wand, direkt hinter die erste.
Sie tat es nicht absichtlich.
Ja, vermutlich wollte sie es noch nicht einmal.
Aber sie tat es.
Sie verstand sich selber nicht.
Mit der gleichen Intensität, mit der sie Anfangs Kleinigkeiten zu wunderschönen Gesten verwandelt hatte, nutze sie nun eben jene Kleinigkeiten, um Abstand zu wahren, um ihren Gegenüber zu verletzen.
So lernte sie zwar immer wieder neue Frauen kennen, verlebte die ein oder andere wunderschöne Zeit - aber die Einsamkeit begleitete sie immer.
Sie schaffte es nicht, auch nur eine einzige Person durch diesen Irrgarten aus Wänden gelangen zu lassen.
So gaben sie alle auf.
Eine nach der anderen.
Und auch sie gab irgendwann auf.
Erst die Anderen.
Dann sich selbst.
copyright © by
Eiraith. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.
