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Meine Göttin! (Teil 3)

von dobbyline


"Guten Morgäään!"... Rhainer. In bester Guten-Morgen-Stimmung. Na,großartig, schon wieder ist es seine Schuld, dass ich nicht anfange, mich der Welt zuoffenbaren!
Er sieht mich strahlend an, stutzt und meint: "Gütiger Himmel, was ist dirdenn über die Leber gelaufen?"
Jetzt bin ich die, die stutzt. Soll ich ihm die Wahrheit sagen? Bessergesagt, den beiden? Oder ein Hinweis?
"Ein Nazi.", sage ich monoton, "ein verdammter Nazi."
"Was!?", rufen sie beide fast gleichzeitig empört auf.
Meine Mum fragtgleich weiter: "Wieso das denn?"
Okay, die "Stunde der Wahrheit" ist da. Ich war vorbereitet, aber doch weissich nicht, was ich sagen soll.
"Weiss ich nicht." Nein, falsche Antwort, falsche Antwort!
"Hm.", macht meine Mutter. "Unglaublich!", sagt Rheiner. Im Gegensatz zuRheiner weiss ich bei meiner Mum, dass sie weiss, dass das nicht stimmt. Dasverrät allein schon ihr Blick den sie mir zuwirft, als Rheiner mit seinem Toastabgelenkt ist.
Mir ist der Hunger vergangen. Ich geh in mein Zimmer, such mein Schulkramzusammen und mach mich viel zu früh auf den Schulweg. Ich ignoriere das Knurrenin meinem Bauch, unterwegs hol ich mir ja eh was, denke ich mir alsGegenmittel. Auch das empörte Rufen meiner Mutter ignoriere ich. Das kann und willich mir aber nicht unterwegs holen. Besser so.
Kaum bin ich aus dem Haus raus, suche ich in meiner Tasche nach ´nerKippe... Verdammt! Ich hab sie in der Eile wahrscheinlich vergessen. Genug Geld fürneue hätte ich, aber mein Magen würde Essen vorziehen. Toll!, denke ich mirund gehe weiter. Doch nach wenigen Schritten stoppe ich ruckartig. Ich bintotal starr - da an der Ecke steht tatsächlich Jessy! Ich laufe langsam auf siezu, überlege mir tausend Sätze die ich jetzt sagen könnte, aber mir fälltbeim besten Willen kein vernünftiger ein.
"Hi.", sagt sie nur locker, immer noch grinsend.
"Hi,", stottere ich fast, "was... was machst du denn hier? Hab dich garnicht erwartet!"
"Och, na ja... bin ziemlich spontan und da du mir deine Adresse gegebenhast, dachte ich, ich überrasch dich mal. Aber scheinst ja nicht gerade sehrbegeistert zu sein, kann das sein?", fügt sie enttäusch hinzu.
"Quatsch, was glaubst du wie cool ich das finde! Ich hatte nur gerade Zoffmit meiner Mum. Wegen dem Veilchen."
"Wieso Zoff? Kann doch mal passieren, dass man als Lesbe geschlagen wird voneinem Nazi. Ist leider so, passiert oft genug."
Ich stutze. Wie war das? Sie sagt einfach so Lesbe. Wow.
Gestern hatten wirnicht über dieses Thema geredet... ich bin einfach nicht so weit.
"Was ist?", fragt sie ungeduldig.
"Ich... also... meine Mum weiss nicht, dass ich... ähm..."
"... lesbisch bin?", hilft sie mir, "Hm, echt nicht? Wieso outest du dicheinfach nicht? Kommst du nicht damit zu recht oder ist deine Mum intolerant?Gestern hast du auch nichts dazu sagen wollen."
Jetzt bin ich echt verblüfft. Sie hat das also gemerkt. Und obwohl sie nurzwei Jahre älter ist als ich, scheint sie sich so gut auszukennen.
"Meine Mum nicht. Aber ihr Lover. Ausserdem... ich bin noch nicht so weit.Ich weiss es noch nicht so lange und ich bin mir nicht sicher..."
"Wieso? Nur weil du noch keine Freundin hattest?", fragt sie zweifelnd.
Langsam frage ich mich echt, ob ich im falschen Film bin.
"Woher...?"
"Ach," wirft sie ein, "das merkt man doch. Sonst würdest du sicherlich nichtso reden. Aber ich meine, das wird sich eh bald ändern. Und jetzt lass unslosgehen, sonst kommen wir noch zu spät zur Schule."
Während sie das sagt, holt sie eine Zigarettenschachtel raus und hält mireine Kippe hin. Ich nehme sie dankend und will mein Feuerzeug rausholen, dahält sie mir ihrs schon hin. Ein Gentlegirl also, denk ich mir. Es ist windig,ich halte meine Hände vors Feuerzeug. Plötzlich legt sie ihre andere Hand aufdie meinen und wieder fährt mir ein Blitz durch den Körper, und ich habe dasGefühl bei ihr passiert das selbe. Ich sehe ihr direkt in die Augen; dieZigarette ist längst an, aber wir verharren in dieser Position. Ich muss an denSatz denken, den sie gerade gesagt hat: Das wird sich ja eh bald ändern. Ichkann nicht mehr, ich bin total verwirrt. Ich reiße mich aus der Position undnuschele nur, dass wir ja losgehen wollten. Schnell ziehe ich an meiner Kippe,sie ebenfalls.
Was war das nur grad für eine Spannung? Alles spricht dafür, dass sie wasvon mir will. Aber kann ich das? Will ich das? Bin ich für so was bereit?
"Ich weiss es nicht.", denke ich auf einmal laut.
Sie guckt überrascht und sagt: "Was weißt du nicht?"
"Sorry, ich habe gerade laut gedacht.", sage ich, wissend, dass meine Wangenhöchstwahrscheinlich glühen.
"Hm.", macht sie nur. "Du fährst doch auch mit dem Bus, oder? Mit dem124er?"
"Ja, bis Seetalerweg."
"Ich muss dann noch zwei Stationen weiter." Deutlich sehe ich ihre kindlicheFreude in ihren Augen. Sie muss sich maßlos freuen, dass wir jetzt jeden Tagzusammen mit dem Bus fahren können. So wie ich. So wie ich?



copyright © by dobbyline. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


mehr, mehr.......
mehr! *ungeduldig-bin*
lizzy - 12.10.2002 17:27
Kompliment
zauberfee2 - 11.10.2002 09:39
Super geschichte
Monique1983 - 07.10.2002 22:45

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