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Stories » Detail

Traurig

von Fabrice


Manchmal und manchmal öfters habe ich dieses Gefühl, dieses komische Gefühl, welches sich offensichtlich im Bauch befindet, aber Schmetterlinge sind es nicht.<BR>
Nein! Es ist etwas schwarzes, dass mich in die tiefe reist, in die tiefe Traurigkeit.<BR>
Es ist das Gefühl der Verzweiflung die plötzlich kommt und plötzlich geht.<BR>
Es meldet sich nicht bei mir an. Im Gegenteil als ungebetener Gast kommt es
Immer unerwünscht, immer zur falschen Zeit, aber darauf kann man sich wenigstens verlassen. Versuche sich aus dieser Situation zu retten scheitern.<BR>
Ich liege in meinem Bett mit diesem bösen Gefühl im Bauch.
Versuche aufzustehen, Beschäftigung, Sport treiben scheitern.<BR>
Ich liege, ich höre Musik, ich denke...<BR>
Immer und immer schwirren mir die gleichen Gedanken durch den Kopf: "Hör auf zu
Denken." Aber die Versuchung ist einfach zu groß...einfach fallen lassen, fallen in diese Traurigkeit, in der ich mich so geborgen, so sicher fühle.<BR>
Muß Traurigkeit immer schlecht sein?<BR>
Einfach abschalten, sich nicht gegen diese Gedanken wehren.<BR>
Die Gedanken gewinnen, gewinnen die Oberhand, schwemmen mich in ihre Welt, der ich so schwer entfliehen kann, aber allzu schnell flüchten.<BR>
Warum bin ich so?<BR>
Lethargisch liege ich in meinem Bett, das Telefon fängt an zu klingeln...Warum bin ich so? Nichts, nichts was mir gefällt...Komisch sagen die Leute, immer nur komisch. Was soll das bedeuten?<BR>
Wie bin ich? Komisch?<BR>
Fett bin ich, Fett und Häßlich, schüchtern und dumm...schon damals...wann hat es angefangen?<BR>
Mit 12 Jahren?<BR>
Widersprüche spicken mein Leben, mit 12 Jahren war ich noch völlig Ahnungslos, was soll all der Kram mit äußerlichen Werten, die Hauptsache ich bin Gesund und Munter!<BR>
Ich gehe in die 5te Klasse der Gesamtschule in meinem Ort in Ratingen.<BR>
Ratingen ist ein verschlafenes Städtchen ich habe es nie gemocht, einfach zu klein, zu alt...<BR>
Aber ich bin 12 Jahre alt und ich habe keine andere Wahl.<BR>
Ich stehe jeden Morgen auf, pünktlich um 6.00 Uhr, weil meine Mutter mir es so beigebracht hat, um 6.20 Uhr bin ich mit allem fertig, anziehen, waschen, essen...Mir verbleiben 40 Minuten bevor ich losgehen muß um den Bus zu meiner Schule nicht zu verpassen, verpaßt habe ich ihn nie. In 40 Minuten habe ich genug Zeit mich noch einmal hinzulegen, warum muß ich um 6.00 Uhr aufstehen? Gefragt habe ich nie nach dem Grund, habe es hingenommen als unwiderrufliche Tatsache, meine Mutter weiß schon warum ich so früh aufstehen muß. Meine Geschwister sind inzwischen auch schon wach geworden und haben es geschafft bis 7 Uhr fertig zu werden. Um kurz vor sieben stehe ich auf, Rucksack über die Schultern und dann gehen wir alle gemeinsam los. Auf dem Weg die üblichen kleinen Streitereien und wie üblich Schlage ich mich auf die Seite meiner
Großen Schwester. Früher erschien Sie mir so groß, ein Jahr älter nur, ich habe sie geliebt verehrt, ihr die Welt zu Füßen gelegt
Und auch meinen kleinen armen Bruder...damit ich verschont wurde? Hatte ich im Grunde nur Angst vor ihr?<BR>
Ring Ring das Telefon klingelt...<BR>
Lebenswert? Weiß Gott nicht...wer ist Gott?<BR>
Gibt es überhaupt Gott? Weiß Gott nicht...<BR>
Gott der große Mann mit dem weißen Bart? Oder doch schwarz?<BR> Oder doch nur die Erfindung aus einem kleinen verrückten Menschenhirn?<BR>
Ring...Ring...die Verbindung zur Außenwelt...<BR>
Muß ich? Muß ich in Verbindung zur Außenwelt gelangen?<BR>
Schmerz, Leid, Kummer alles was ich von meiner Außenwelt zu spüren bekomme!<BR>
Nein! Nein! Ich kann, ich will nicht mehr.<BR>
Warum ist nicht alles wie früher? Damals!<BR>
Da war ich noch jung, kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen.<BR>
Was hatte ich damals für Sorgen? "Meine Mama und mein Papa haben mich nicht genug lieb...immer spielen Sie nur mit meinen Geschwistern. Ich will auch, will auch mit spielen."<BR> Eine große graue Mauer verschließt mir meinen Mund, Schweige!<BR>
Ich schweige und warte...nichts passiert...nichts...ich verschließe mich und meine kleinen Sorgen...Damals...<BR>
Nun bin ich groß, doch mein Mund schweigt noch immer.<BR>
Das klingeln hört auf...<BR>
Große Kinder große Sorgen.<BR>
Liege in meinem Bett, mit meinen Gefühlen und meinem Chaos das in meinem Herzen herrscht.<BR>
Ich möchte so gerne geliebt werden und vor allem will ich endlich lieben!<BR>
Klammere mich an alles was ich habe und merke das es nichts ist...<BR>
Ich werde nicht geliebt, von niemanden! <BR>
Ganz alleine bestreite ich die Welt, kleines Mädel, große Welt.<BR>
Ich fühle mich einsam und doch wohl...ist es nicht das Gefühl, was mich mein Leben lang schon verfolgt?<BR>
Die Einsamkeit, ist Sie nicht schon unlängst zu meinem Freund geworden? Was wäre ich ohne die Einsamkeit?<BR>
Ist es das was ich besitze, was ich zu besitzen Wert bin?<BR>
Suche ich mir nicht gerade die Beziehungen/Leute aus die mich Einsam machen?<BR>
Warum komme ich mit Frauen zusammen die mich nur betrügen und belügen?<BR>
Warum verschmähe ich die Liebe netter Frauen und buhle um deren die Sie gar nicht besitzen wollen?<BR>
Warum?<BR>
Neben mir die Schlaftabletten...<BR>
Bin ich egoistisch?<BR>
Mein Herz blutet all seinen Schmerz heraus, den Schmerz, das es sich seit Jahren schon gesammelt hat,
sorgsam hat es alles aufbewahrt nichts vergessen, auch nicht als damals die Lehrerin es als "Trampel"
bezeichnet hat, weil es die Blumen neben den Kieselweg zertreten hat...war es Absicht? <BR>
Schlaftabletten kein schöner Tod wie ich gehört habe...schnell geschluckt und grausam verendet...<BR>
Aber doch ziemlich endgültig solange man nicht vorher gefunden wird...<BR>
Ist mein Leben noch Lebenswert?<BR>
Ich wäge ab...positive Erlebnisse: Outing, Abi, Volontariat, erste Freundin...<BR>
Negative Erlebnisse: Resonanz auf Outing, Vorgesetzte beim Volontariat, erste Freundin die Fremd geht...<BR>
Bisher hat sich alles positive ins negative gekehrt..<BR>
So da steht mein Entschluß schon fest...<BR>
Packung auf, noch 25 drinnen, ein Hoch auf die Big-Pac!
Schnell alle aus der Packung raus und auf meine kleine Hand gestapelt,<BR>
alle auf einmal oder nacheinander?<BR>
Ach was soll's hau weg die Scheiße!<BR>
Dreimal mußte ich schlucken!<BR>
Nun lege ich mich in manierlicher Pose ins Bett, falte meine Hände übereinander,<BR>
wie es sich gehört. Arbeitserleichterung für die Leichenbestatter!<BR>
Spüre ich schon was?<BR>
Nö, alles Rodger!<BR>
Ups, habe doch glatt den klassischen Abschiedsbrief vergessen!<BR>
Soll ich noch schnell und an wenn überhaupt?
Ach schreib ich einfach mal auf einen kleinen Zettel an die Allgemeinheit!<BR>
Nur was? "Hey Leute, hab genug von der Welt gesehen und erlebt, habt Dank
Das ihr manchmal für mich da wart nun dank ich ab! Und so Gott will (Welch
Hohn!) werden wir uns bald wiedersehen, auf einer hübschen süßen Wolke Nr.7"<BR>
Das gefällt! So wird es sein! Beim schreiben merke ich wie allmählich meine Hände
Anfangen schwer wie Blei zu werden...meine Augen sehen verschwommen...Shit..<BR>
Ich schaffe es nicht mehr, zurück ins Bett zu kommen um die Hände zu falten!<BR>
Beim Satz nun dan...breche ich zusammen, mir wird übel und ich fange an zu kotzen,
mir wird schwindelig, ich verliere das Bewußtsein, ich gleite auf den kalten Boden neben
meinem Bett. Ich kann nur noch röcheln, welch Elend!




copyright © by Fabrice. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.



Kommentare


Gänsehaut...
Woah...da stellen sich ja die Haare im Nacken auf. Sehr eindringlich, wirklich. Du schreibst echt gut. Hoffe aber auch, dass wenigstens das Ende "nur" eine Geschichte bleibt.
Stardyke - 28.10.2002 17:01
Anfang & Ende
Netti - 15.10.2002 13:15
super geschrieben
ariel - 14.10.2002 21:25
??
- 13.10.2002 23:52
Hmhm...
gigi - 13.10.2002 20:01

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