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Nasskalte Nebelschwaden (3)

von Kiwiina


- 3 –

„Pass auf, Alex!!!“ Lachend fiel ich in das feuchte Gras unter mir. Für einen kurzen Moment wurde meine Stimmung von den Tränen die mir wegen des Schmerzes in die Augen schossen getrübt und ich hielt mir, die Luft anhaltend, den linken Fuß mit dem ich an dem Parkpfosten hängen geblieben war.
Zoey lachte laut auf, so sehr dass sie von ganz alleine auf dem Gras neben mir zusammensackte. Ich war fassungslos…
„Wie schön, dass ich dir so viel Freude bereiten kann!“
Sie schlug sich die Hand vor den Mund.. nicht nur sie war wohl über ihre enorme Schadenfreude erschrocken. Ich sah sie gespielt vorwurfsvoll an und musste dann wieder lachen.. ich konnte einfach nicht ernst bleiben.
„Entschuldige bitte“ hauchte mir Zoey entgegen, wohl ebenfalls darum bemüht wieder ernst zu werden.

„Wir hätten die letzten zwei Bier einfach nicht mehr trinken sollen… Du bist Schuld!“ warf ich Zoey mit einem Lächeln vor und nahm ihre Hand. Noch immer lagen wir auf der Wiese in dem Park neben dem Jugendhaus. Vor einer guten Stunde hatte es nun schon dicht gemacht und alle Jugendlichen nach draußen befördert. Davor waren wir extra noch länger geblieben um das Bandequipment zu verstauen. Dabei hatten wir mal eben so nebenbei mit Zoeys Bandkollegen zwei Kästen Bier vernichtet.
„Was kann ich denn dafür wenn die Band umsonst trinken darf!“ versuchte sich Zoey zu verteidigen.
„Außerdem… willst du dich wirklich beschweren? Ich hatte nicht das Gefühl, dass dir auch nur eine Sekunde des Abends nicht gefallen haben könnte oder irre ich mich… ?“

Ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte. Ich sah sie an.. Blickte in ihre grauen Augen. Sie lächelte. Ich kam mir vor wie in einem dieser Filme… Blickwechsel: Augen, Mund… Augen.
Mit jeder Millisekunde mit der der Blickkontakt andauerte wurde mir wärmer und wieder begann dieses Kribbeln in meinem Bauch das sich über meinen gesamten Körper ausbreitete. Ich spürte wie meine Wangen erröteten und wendete meinen Blick ab.. nach unten.. weg. Ich hatte Angst sie würde meine Unsicherheit erkennen und vielleicht sogar lachen.

Ein Rascheln neben mir, unsicher blickte ich auf. Zoey hatte sich aufgerichtet, stützte sich auf ihre Ellenbogen und lag nun über mir.
Plötzlich spürte ich ihre Hand an meinem Kinn mit der sie mich sanft dazu brachte ihr direkt in die Augen zu sehen, mein Gesicht ihrem gegenüber zu bringen. Wieder drohten meine Wangen zu erröten aber dieses Mal war es anders. Nicht nur mir schlug das Herz bis zum Hals.. Zoey lag jetzt auf mir, kam meinem Gesicht mit ihrem immer näher und ich spürte ihr Herz in meinem Körper schlagen, so nah war sie mir. Ich spürte das kalte, nasse Gras unter und Zoeys warmen Körper über mir.
Ein letztes Aufblitzen Ihrer grauen Augen bevor sich Ihre und meine schlossen. Ich spürte die Wärme ihrer Lippen, bevor ich sie schmeckte. Ihre weichen Lippen, ihre Weiche Haut, ihre Zunge die meine liebkoste…
Ich spürte ihren warmen Atem wenn sie nach immer längeren, leidenschaftlicheren Küssen Luft holte, die Hitze die sich in unseren beiden Körpern anstaute. Sie stöhnte leise, als ich sanft in ihre Unterlippe biss…

Ich weiß nicht wie lange wir in dem feuchten Gras gelegen hatten, als wir voneinander abließen.
„Willst du mit zu mir kommen?“ Zoeys Worte hallten befremdlich laut in meinem Kopf wieder nach dieser langen Stille die uns umgeben hatte. Bis vor wenigen Stunden hatte ich noch nicht einmal eine Frau geküsst und jetzt sollte ich Zoey gleich mit zu ihr nach Hause begleiten? Mir wurde mulmig zumute und eine seltsam angespannte Nervosität breitete sich in mir aus.
Zoey schien zu merken, dass sie mich verunsichert hatte. „Keine Angst, ich werde bestimmt nichts tun was du nicht willst… ich will dich nur einfach noch nicht gehen lassen. Ich will nicht dass dieser Abend schon zu Ende geht..“
Ich musste Lachen: „Dieser Abend?“ In genau diesem Moment schlug die Turmuhr in der Stadt vier Mal… vier Uhr Morgens.

Zoey lächelte peinlich berührt. „Wir haben doch ohnehin den gleichen nach Hauseweg. Zur Hundewiese ist es nicht weit, du kannst dir also bis zum Schluss überlegen was dir lieber ist.“
Sie stand auf und half mir hoch. Meine Beine waren leicht wackelig und mein Rücken, noch immer nass von der feuchten Wiese, fühlte sich mit einem Mal sehr kalt an.

„Na dann mal los, wir haben einen weiten Weg vor uns“ witzelte ich, bemüht darum Gelassenheit auszustrahlen und selbstbewusst zu wirken. Ohne ein weiteres Wort setzten wir uns in Bewegung.
Ich wusste nicht ob Zoey sich im Klaren darüber war, was sie eigentlich gerade mit mir anstellte. Wie unerfahren ich in allem war was sich grade in meiner Gefühlswelt regte. Wusste sie, dass sie die erste Frau war, für die ich jemals diese Art von Gefühlen hatte? Die erste, beziehungsweise der erste Mensch, der meine Welt so vollkommen auf den Kopf stellte?

Ich spürte wie sie meine Hand in Ihre nahm und feste umschloss. Mein Herz setzte wieder für einen Moment aus als sie mich sanft auf die Wange küsste und anlächelte. Ohne ein Wort gesagt zu haben, hatte sie meine Zweifel beseitigt. Ich wollte das hier so sehr. Ich wollte nichts von dem hier verpassen, dadurch dass ich Unsicherheit spürte und unerfahren war. Es gibt für alles ein erstes Mal.. richtig?
Der Mond schien in dieser Nacht unerwartet hell und Zoeys Haare und Silhouette schimmerten neben mir wie eine unwirkliche Sagengestalt. Wie eine kleine zierliche Elfe… bei diesem Gedanken musste ich erneut Lächeln. Zoey warf mir einen verunsicherten Seitenblick zu.. bestimmt erwartete sie eine Geste, ein Wort, irgendetwas von mir das ihr ein wenig Sicherheit zurück gab. Etwas das ihr zeigte, dass sie keinen Rückzieher von meiner Seite oder Ablehnung zu befürchten hatte.

„Also.. hier wären wir.“ Zoey blieb vor einem hölzernen Gartenzaun stehen. Hinter dem Zaun führte ein gepflasterter Weg zu einem kleinen Hexenhäuschen das von oben bis unten mit Efeu bewuchert war. Mit einem Mal verspürte ich eine Art Erleichterung. Wenn Zoey noch bei Ihrer Großmutter wohnte, musste ich wenigstens nicht befürchten, dass in der ersten Nacht.. dieser Nacht etwas passieren würde wozu ich vielleicht noch nicht bereit war.
„Achso … ähm ja, ich wohne am Wochenende immer bei meiner Großmutter um ihr im Haushalt zu helfen und damit sie nicht alleine ist.“ Murmelte sie leicht verlegen. Außerdem ist es hier gemütlicher als im Studentenwohnheim.“ Fügte sie beiläufig hinzu.
Ich konnte mir nicht helfen. Ich umschloss Zoeys Gesicht mit beiden Händen, zog sie an mich heran und küsste sie. Sie war so liebenswert… wie süß war das eigentlich von ihr sich so rührend um ihre Großmutter zu kümmern..?
„Ich würde sehr gerne mit dir reingehen“, flüsterte ich.
Sie lächelte mich an und öffnete das Gartentürchen das sich mit einem leisen Knarren öffnete.




copyright © by Kiwiina. Die Autorin gab mit der Veröffentlichung auf lesarion kund, dass dieses Werk Ihre eigene Kreation ist.





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